Wir könnten einfach mal keine Straße bauen.

Und wieder fällt vielen Verantwortlichen nichts Besseres ein, als eine Straße zu bauen. Das meint (nicht nur) unsere Kreisrätin und Landtagskandidatin Susann Freiburg zur geplanten Ortsumgehung von Mainroth. Es gilt das gesprochene Wort.

Sehr geehrter Herr Landrat,
liebe Kollegen und Kolleginnen,
sehr geehrte Damen und Herren,

laut Beschlussvorlage sollen wir heute der Planung der Ortsumgehung „Mainroth“ zustimmen. Der Spaß soll Stand jetzt 51 Mio. Euro kosten. Seit 2020 haben sich für das Projekt, das ursprünglich mit 45 Mio. Euro angesetzt war, Preissteigerungen in Höhe von sechs Mio. Euro ergeben. Gehen wir also – optimistisch gerechnet – von Kosten in Höhe von 55 Mio. Euro aus.

Da stellt sich die Frage: 55 Mio. Euro – ist der Bau dieser Umgehungsstraße das Beste, das man mit dem Betrag anfangen kann?

Es ist doch unsere Pflicht als Politiker und Politikerinnen, mit dem hart erarbeiteten Geld unserer Bürger verantwortungsvoll umzugehen und dort zu investieren, wo es am sinnvollsten ist.

Von 55 Millionen könnte man zwei Schulen bauen oder fünf Kindergärten. Wenn man den Betrag bei der Bank anlegen würde mit einer zweiprozentigen Verzinsung, könnte man allein von den Zinsen – 1 Mio. Euro jährlich – 25 Kindergärtnerinnen bezahlen.

Da wäre es doch ganz gut, wenn wir alle wüssten, warum das Geld nun unbedingt wieder in Beton und Asphalt investiert werden muss.

Für die Bürger von Mainroth, die direkt an der B289 leben, ist die Umgehungsstraße natürlich ein Gewinn. Für die wird es leiser. Die Planer rechnen mit einer Entlastung des innerörtlichen Verkehrs um 90%! Das ist großartig!

Nur: Um wieviele Menschen geht es dabei? Direkt an der Bundesstraße gibt es ungefähr 50 betroffene Grundstücke. Wir könnten die ja mal fragen, was sie machen würden, wenn sie 1 Mio. Euro pro Grundstück bekämen. Mit Sicherheit kämen die nie auf die Idee eine Umgehungsstraße zu bauen. Lärmschutzmaßnahmen sind da eher vorstellbar.

Zu berücksichtigen ist auch, dass der Verkehr auf der Strecke nicht wesentlich zunehmen wird, weil wir parallel die Staatsstraße über den Jura zur A70 bauen. Das Projekt kostet weitere 20 Millionen und wird mittelbar auch die B289 entlasten.

Außerdem sollten auch im Verkehrssektor irgendwann mal Klimaschutzmaßnahmen greifen, die zu einer weiteren Reduzierung führen. Aber wen kümmert schon Klimaschutz, wenn es um Straßenbau, geht?

Völlig egal ist es, wenn den Fassoldshofern und Rothwindern für 55 Mio. Euro die besten Böden für den Spargelanbau asphaltiert werden. Ist ja nicht unser Problem. Die Rothwinder noch die Fassoldshofer wollen die Umgehung gar nicht.

In der Stellungnahme kann man lesen, dass die Umgehung gut für den ÖPNV ist. Die Linien würden pünktlicher fahren. Und man muss die Bundesstraße nicht mehr überqueren, wenn man zum Mainrother Bahnhof will. Damit kann man doch kein so teures Projekt rechtfertigen! Der Mainrother Bahnhof wird aktuell einmal in der Stunde angefahren und sogar dann hält der Zug nur bei Bedarf. Wenn es von Mainroth aus werktags täglich 50 Bahnreisende gibt, ist das viel! Dafür braucht es kein 55 Mio. Projekt, dafür reicht eine Ampel! Die kostet 34.000 Euro

Dann geht es um Verkehrssicherheit: Von 2012 bis 2022 ereigneten sich im Planungsabschnitt, also zwischen Mainroth und Fassoldshof insgesamt 59 Unfälle mit Personen- und Sachschaden. 6 Unfälle im Jahr! Meist Blechschäden, was halt so geschieht, wenn man bei Rausfahren nicht so genau aufpasst Das ist fast nichts! Und denkt Ihr wirklich, dass auf der Umgehung und der Ortsdurchfahrt in Zukunft keine Unfälle mehr passieren? Für 55 Millionen kann ich in Mainroth, Fassoldshof und Rothwind an jede Einfahrt jemanden hinstellen, der mir persönlich sagt, ob frei ist oder nicht!

Ein weiteres Argument der Befürworter: Durch die Umgehung verkürzt sich die Fahrzeit von Coburg nach Bayreuth. Dadurch soll die Attraktivität der Städte Weismain, Altenkunstadt und Burgkunstadt als Wohnorte gesteigert werden. Außerdem soll das dazu beitragen, dass der Fachkräftemangel unserer heimischen Unternehmen abgemildert werden kann. Eine Umgehungsstraße als wahres Allheilmittel!

Um wieviel verkürzt sich denn die Fahrzeit mit der neuen Umgehung? Das sind doch maximal zwei Minuten. Und das soll den Zuzug fördern und den Fachkräftemangel beheben? Ist das ernst gemeint? Der Staat plant, 55 Mio. Euro auszugeben, damit du zwei Minuten schneller von Bayreuth nach Coburg kommst?

Und noch was: Durch die Herabstufung der eines Teiles der Ortsdurchfahrt in Mainroth und die neue Abfahrt vor dem Ort belasten wir unseren Kreishaushalt, wo unsere finanziellen Spielräume eh immer enger werden.

Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber ich bin davon überzeugt, dass die 55 Mio. wesentlich besser investiert werden können als in eine Umgehung, deren Sinn man mit der Lupe suchen muss.

Mein Vorschlag ist deshalb, wir lehnen die Planung der Ortsumgehung ab, sorgen dafür, dass für 34.000 Euro eine Fußgängerampel gebaut, ein paar Millionen in den Lärmschutz für die direkt betroffenen Anlieger gesteckt und die restlichen 50 Mio. werden in Kindergärten, Schulen und Horte investiert werden. So kann der Fachkräftemangel besser gelöst werden als mit einer Umgehung, bei der man zwei Minuten Zeit spart.

Vielen Dank!

Image by domitian from Pixabay

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