Radeln für ein (noch) besseres Klima

Unter diesem Motto traten die Grünen aus Kronach und Lichtenfels in die Pedale

„Gemeinsam Radfahren fördert das Klima ja in zweierlei Hinsicht“, lachte Franz Köstner, grünes Urgestein aus Kronach. „Zum einen werden beim Radeln nicht annähernd so viele Treibhausgase ausgestoßen wie bei der Sonntagsfahrt mit dem Auto. Zum anderen fördern gemeinsame Ausflüge den Zusammenhalt und das Betriebsklima.“

Weil am 7. Juni der Bayerische Verfassungsgerichtshof über die Zulässigkeit des Radentscheids geurteilt hatte, entschlossen sich die Grünen gleich am Sonntag darauf, aufs Rad zu steigen. Man traf sich in der Mitte von Kronach und Lichtenfels, nämlich in Redwitz. Dort bewirtete die Familie des Vorstandssprechers des KV Lichtenfels, Martin Schöb, die Truppe mit Kaffee und Kuchen.

„Eine große Überraschung ist es ja nicht, dass das Gericht den Radentscheid, den über 100.000 Bürger und Bürgerinnen unterstützt hatten, für unzulässig erklärt hat“, meinte Landtagskandidatin, Dr. Susann Freiburg. „Wenn man weiß, wie dieses Gericht besetzt ist, verwundert die Entscheidung nicht. Aus meiner Sicht hätte man durchaus die Teile des Volksbegehrens für zulässig erklären können, die keine Bundeskompetenzen berühren. Da die Staatsregierung kürzlich jedoch selbst ein Radgesetz vorgelegt hat, wäre das kontraproduktiv gewesen.“

Seit 2017 verspricht die bayerische Staatsregierung, dass der Radverkehrsanteil von damals zehn Prozent auf 20 Prozent bis 2025 erhöht werden soll. Aktuell liegt dieser Anteil bei elf Prozent bezogen auf die Zahl der zurückgelegten Wege. Es gibt also noch viel zu tun in den nächsten beiden Jahren. Die Initiatoren des Radentscheids gingen realistischer an die Sache ran und zielten auf 25 Prozent bis 2030 ab. „Mit neuen Radwegen allein ist es nicht getan“, betonte Elisabeth Hoffmann, Kronacher Stadträtin. „Wir haben in Bayern eines der dichtesten Straßennetze bundesweit, hinzu kommt ein neues Wegenetz für Landmaschinen, und darüber soll noch ein neues Radwegenetz gelegt werden?“ fragte Peter Lachner. „Damit müssen wir vorsichtig umgehen, denn die tägliche Flächenversiegelung liegt in Bayern aktuell bei 10,3 Hektar täglich“, bestätigte Dr. Christine Schmidt, Stadt- und Kreisrätin aus Lichtenfels. Sie wies darauf wies, dass die Zerschneidung von Lebensräumen eine der Hauptursachen für das massive Artensterben sei. Die Grünen waren sich einig: Der Treibhausgasausstoß wird effektiv verringert werden, wenn mehr Menschen das Auto in der Garage lassen. Deshalb ist es Zeit, Radeln, Laufen und den öffentlichen Personennahverkehr attraktiver zu machen und Autofahren nicht stärker mit neuen Straßen und Stellplätzen zu fördern.

Auf ihrem Weg nach Mitwitz verschafften sich die Grünen einen Eindruck vom bayerischen Radwegenetz. Bereits in Trainau trennte sich die Gruppe, da die landschaftlich reizvollere und schattigere Strecke für Rennräder nicht geeignet ist. Bei sommerlichen Temperaturen war man froh um jeden Baum, der auf den Wegen Schatten spendete. Angekommen in Mitwitz, wo sie der dortige Stadtrat, Matthias Rudolf, begrüßte, konnten sich die Radler im Kneippbecken an der Unteren Föritz erfrischen. Leider reichte das Wasser des Baches nicht bis an Knie, wie zu Zeiten der Planung, sondern nur bis an die Knöchel. Das wertete der Lichtenfelser Stadtrat Siegbert Koch als weiteres Indiz dafür, dass infolge des Klimawandels zunächst das Wasser knapp wird. Die Folgen der Wasserknappheit waren ebenfalls sichtbar: Absterbende Bäume am Wegesrand waren keine Seltenheit. Da fiel Sandra Nossek, der Lichtenfelser Sprecherin positiv auf, dass die Gemeinde Marktgraiz entlang des Radweges eine Ebereschenallee für Neugeborene Graitzer anlegt.

Odette Eisenträger-Sarter aus Kronach stellte in Mitwitz das Zapfenhaus vor. Der Markt Mitwitz wird das 300 Jahre alte Gebäude, in dem sich auch eine Mikwe – ein jüdisches Ritualbad – befindet, in den nächsten Jahren renovieren. Matthias Rudolf zeigte den Gästen die gelungene Gestaltung des neuen Treffpunkts aus dem Programm „Ort schafft Mitte“ sowie die Renaturierungsmaßnahmen an der Föritz. An sich sollte auf dem Gelände ein Park entstehen. Nun werden etwa 30 Prozent des Areals für Stellplätze verwendet – für Autos, nicht für Fahrräder versteht sich. Das ist schlecht fürs globale Klima.

Fürs grüne Klima vor Ort war der Sonntagsausflug sehr gut. Die nächste Tour ist schon in Planung. Damit leisten die Grünen vor Ort ihren Beitrag zur Erhöhung des Radverkehrsanteils in Bayern.

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