„Wir haben noch nie einen Kunden nach Hause schicken müssen!“ Darauf sind Gisela Berner und das Team der Tafel Lichtenfels plus besonders stolz. Das ist tatsächlich eine besondere Leistung, denn mit dem Krieg in der Ukraine ist die Zahl der Berechtigten sprunghaft angestiegen. Während vor einem Jahr etwa 80 Kund*innen in den Räumlichkeiten im ehemaligen Striwa-Gebäude einkauften, sind es nun durchschnittlich 160 pro Woche. Binnen kürzester Zeit haben sie sich in der Tafel umgestellt!
Die Lichtenfelser Stadtratsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen besichtigte kürzlich die Räumlichkeiten und war tief beeindruckt von dem, was dort geleistet wird. „Der Organisationsaufwand ist enorm!“ meinte Mathias Söllner, der als Bäckermeister früher selbst Backwaren an die Tafel abgegeben hat. Betrieben wird die Tafel vom Diakonischen Werk und dem Caritas Verband. Etwa 50 Ehrenamtliche helfen in Fahr-, Sortier- und Ausgabeteams mit. Während die Ausgabe nur einmal wöchentlich mittwochs stattfindet, wird dreimal wöchentlich gefahren und sortiert. Das will geplant sein!
Grundidee der Tafeln ist es, gute Lebensmittel, die aus unterschiedlichen Gründen entsorgt würden, für Bedürftige zu retten. Ausdrücklich verstehen sich die Tafeln nicht als Grundversorger, sondern als zusätzliches Angebot. Die Kunden zahlen pro Unterstützungstüte 3 Euro. Damit werden die Unterhaltskosten wie Strom und Wasser gedeckt. Der Inhalt der Tüten, die ausgegeben werden, ist ein Vielfaches dessen wert. „Damit schaffen sich die Bedürftigen Spielraum, zum Beispiel für Kino- oder Schwimmbadbesuche“ stellte Siegbert Koch fest. „Momentan, müssen wir leider ein wenig zukaufen, um den Ansturm zu befriedigen. Das läuft der Grundidee zuwider, geht aber gerade leider nicht anders,“ erklärte Gisela Berner. Deshalb freut sie sich über Spenden. „Aber bitte nicht nur zweckgebunden für Nahrungsmittel. Wir müssen ja schauen, dass wir die Betriebskosten decken können. Ohne Benzin für die Autos käme die Sache hier zum Erliegen.“
„Besonders gut gefällt mir das Konzept der Tafel Plus. Die Kunden bekommen in Lichtenfels nicht nur Lebensmittel, sondern gleich auch Lebenshilfe! Jemand der Sozialhilfe bezieht, hat zum Beispiel Anspruch auf Befreiung von der Rundfunkgebühr. Die Kunden werden auch zum Thema Wohngeld beraten. Wer Wohngeld bezieht, hat wiederum Anspruch auf Bildung und Teilhabe. Das ist für Familien mit Kindern wichtig, denn sie bekommen einen Zuschuss zu Lernmitteln und zu Schulausflügen“, so die Fraktionsvorsitzende Dr. Susann Freiburg. Das niederschwellige Beratungsangebot der Tafel Plus ist ein wichtiger Beitrag zur sozialen Gerechtigkeit.
Aber nicht nur die Kunden profitieren. Die Fraktionsmitglieder zeigten sich beeindruckt vom den sechs Helferinnen des Sortierteams um Brigitte Körner. Die Frauen arbeiten schon seit Jahren zusammen. Die Stimmung ist bestens. Nach getaner Arbeit wird auch mal gemeinsam ein Geburtstag gefeiert. Helfen macht eben Spaß!
Einen Wunsch haben sie noch offen: eine neue hauptberufliche Projektleitung. Die Stelle ist derzeit vakant. Gesucht wird ein Sozialarbeiter oder eine Sozialarbeiterin mit Organisationstalent! Bei dem Betriebsklima, das die Stadtratsmitglieder erlebt haben, dürfte es kein Problem sein, schnell jemanden zu finden.
Damit auch zukünftig kein Kunde leer nach Hause geschickt werden muss, machten die Fraktionsmitglieder Spenden – ohne Zweckbindung versteht sich.
Verwandte Artikel
Gemeinsamer Antrag für ein Grundschulkonzept in Lichtenfels
Im September kam es zu einem fraktionsübergreifenden Antrag im Stadtrat Lichtenfels für ein Grundschulkonzept. Neben unserer Grünen Fraktion beteiligten sich auch die Freien Wähler, die CSU und die „Jungen Bürger…
Weiterlesen »
Eva Lettenbauer besucht Lichtenfelser Korbmarkt
Am Samstag, den 14. September, war Eva Lettenbauer, Landtagsabgeordnete aus Schwaben und Landesvorsitzende der Bayerischen Grünen, auf dem Korbmarkt zu Besuch. Sie tauschte sich mit unseren Stadträt*innen Susann Freiburg, Christine…
Weiterlesen »
Debatte um gesplittete Abwassersatzung in Lichtenfels
„Bei der ersten Veranstaltung zur gesplitteten Abwassersatzung muss es ganz schön hoch her gegangen sein!“, berichtete Dritter Bürgermeister Mathias Söllner bei der letzten Fraktionssitzung der Stadtratsgrünen. Es scheint, dass viele…
Weiterlesen »